Sonntag, 22. Januar 2012

NEUN

Wir sitzen in der Eingangshalle unseres Hauptbahnhofes. Du, Saan, Carlos, Lukas und ich. Ich habe meine Arme um dich gelegt, sitze auf deinem Schoß, mir ist eiskalt. Du umarmst mich, weil du spürst, wie ich zitter. Ich seh dich an und muss lachen. Die anderen steigen ein, nur du siehst mich fragend an. Wie bescheuert du aussiehst, so betrunken, irgendwie verletzlich. Ich umarme dich fester, das Gefühl dich vor der Welt und der Kälte beschützen zu müssen, kommt in mir hoch. Aber ich bin so müde, so unerträglich müde. Wir stehen auf, verabschieden uns von den Anderen und machen uns auf den Weg zu dir. Als wir am Marienfriedhof ankommen, bleibe ich stehen. 'Da gehe ich nicht durch Alex, ich hab Angst.' Mit großen Augen sehe ich dich an. 'Brauchst du nicht, ich bin ja da, wenn wer kommt, dann mach ich Bääm, und du machst auch Bääm.' Nuschelst du und nimmst meine Hand, ziehst mich vorsichtig in das Dunkel. Überall Pfützen, ich fühle mich wie Indiana Jones, als ich über eine Größere springe. Ich höre ein Rascheln, kralle mich in deinen Arm. Du bleibst stehen, drehst dich um und siehst mich an. 'Bäm' sagst du und ich fange an zu lachen, gehe weiter, immer hinter dir.
Als ich die Lichter des Tunnels entdecke, fällt mir ein Stein vom Herzen. Geschafft.

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